Making, Fabbing, Hacking (2019)

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17.12.2018
Making, Fabbing, Hacking (2019)

Neue Formen der Subjektivierung im Kontext postdigitaler Medienkulturen

Juniorprofessor Dr. Patrick Bettinger (Universität zu Köln), Wolfgang Zielinski (Grimme-Institut)

Laufzeit: Januar 2019 bis Dezember 2019

Ziel des Projektes war eine erziehungswissenschaftliche Exploration von Makerspaces und FabLabs. Durch einen ethnographischen Zugang sollten diese Orte als neues und sich rapide verbreitendes medienkulturelles Phänomen zunächst erkundet und ihre konstitutiven Elemente deskriptiv dargelegt werden. Dazu wurden in verschiedenen Makerspaces und FabLabs teilnehmende Beobachtungen in Verbindung mit videographischen Aufzeichnungen durchgeführt und durch qualitative Leitfadeninterviews mit Akteur*innen aus dem Feld ergänzt. Neben den so gewonnenen Erkenntnissen für die Theoriebildung im Bereich der Medienbildung und die Weiterentwicklung des methodischen Zuganges wurden Potenziale und mögliche Herausforderungen der Adaption für institutionelle Bildungskontexte erkundet. Diese wurden am 9. Oktober 2019 im Rahmen eines Round Tables mit Praktiker*innen und Expert*innen aus dem Bildungsbereich im Grimme-Institut diskutiert. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Ausgestaltung von Bildungsangeboten im Bereich der Erwachsenenbildung.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der ethnographischen Explorationsstudie zeigten auf der Mikroebene unterschiedliche soziale und organisationale Ansatzpunkte auf, welche für die Gestaltung von Kooperationen von Bildungseinrichtungen und Makerspaces relevant sind: Wie im Rahmen der Untersuchung festgestellt werden konnte, werden in Makerspaces – meist intuitiv und spontan – pädagogische Ansätze wie problembasiertes Lernen, Communities of Practice oder pragmatistische Prinzipien des Lernens realisiert. Pädagogisch relevant sind zudem die vorzufindenden Strategien eines produktiven Umgangs mit Fehlern sowie die emanzipatorische Selbstermächtigung im Umgang mit komplexen Technologien. Auf organisationaler Ebene ließen sich unterschiedliche Formen der Etablierung demokratischer Strukturen und Prinzipien erkennen, die für die Makerspaces bedeutsam sind und in spezifische Diskursfelder um Normen und Werte von Making gebettet sind. Darüber hinaus wurde deutlich, dass identifikationsstiftende Aspekte auf lokaler (Zugehörigkeit zum Makerspace) sowie globaler Ebene (Zugehörigkeit zur MakerCulture) wichtige Faktoren für die Akteure darstellen. Neben den sozialen Konstellationen und organisationalen Aspekten zeigte sich eine hohe Relevanz von räumlichen Arrangements und Anordnungen als Gelingensbedingung.

Ausgewählte Aspekte der ethnographischen Untersuchung wurde im Rahmen von vier Fachkonferenzen präsentiert:

  • „Discoursivity and digital materiality. Methodological notes on socio-medial constellations“ Vortrag im Rahmen des Panels „Maker Cultures, Code and Publicness-Exploring (Post-)Digital Spheres and Practices“ (gemeinsam organisiert mit Jun.-Prof. Dr. Dan
    Verständig und Dr. Jens Holze) im Rahmen der Konferenz „‘Going public‘? – Ethnography in Education and Social Work and its Publics“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 31. Oktober bis 2. November 2019
  • „‚Making‘ the subject – eine materiell-diskursive Perspektive auf Lernprozesse in Makerspaces und FabLabs“ Vortrag im Rahmen der der Herbsttagung der DGfE-Sektion Medienpädagogik an der PH Zürich zum Thema „Lernen mit und über Medien in einer digitalen Welt“, 25. und 26. September 2019
  • „The materiality and mediality of discoursive practices. Inquiring hybrid forms of subjectivation in Makerspaces and FabLabs“ Vortrag im Rahmen einer gemeinsamen Panel-Einreichung zum Thema „Sociomaterial Polycentricity – About the Relation between Discourse and
    Materiality“ (gemeinsam organisiert mit Dr. Simon Egbert und Prof. Dr. Kerstin Rabenstein) im Rahmen des DiscourseNet ALED Congress zum Thema „Knowledge and power in a polycentric world. Discourses across languages, cultures and space“, Paris Seine, Université de CergyPontoise, Frankreich, 11. bis 14. September 2019
  • „Socio-Material Entanglements In A Post-Digital Culture. An Ethnographic Perspective On Relational Subjectivation In Makerspaces And FabLabs“ Vortrag im Rahmen der ECERKonferenz zum Thema „Education in an Era of Risk – the Role of Educational Research for the
    Future“, Universität Hamburg, 3. bis 6. September 2019

Die Ergebnisse der ethnographischen Untersuchung wurden unter anderem in dem Artikel „‚Making‘ the subject. Eine materiell-diskursive Perspektive auf Lernprozesse in Makerspaces und FabLabs“ für das Jahrbuch Medienpädagogik 17 zum Thema „Lernen mit und über Medien in einer digitalen Welt“ im Jahr 2020 publiziert.

Insgesamt wurde deutlich, dass für eine systematische und kohärente Gestaltung von Lern- und Bildungsprozessen im Kontext von ‚Making‘ an der Schnittstelle von informellen und formalen Kontexten weitere Forschung notwendig ist, die u.a. einen Blick auf langfristige Effekte ermöglicht und Gestaltungsprozesse durch ein evaluatives Setting begleitet. Zugleich gerieten die Potenziale gerade zur Vermittlung von Medienbildungsthemen deutlich in den Fokus.

Neben den Erkenntnissen der qualitativen Studie konnten im Rahmen eines Round Table mit Akteur*innen aus der Praxis sowie Bildungseinrichtungen konkrete Bedarfe, aber auch Herausforderungen identifiziert werden, die eine vertiefte und ausgeweitete Bearbeitung erforderlich machen: Diese liegen insbesondere in den Bereichen neuer Formen der Ungleichheit im Kontext des ‚Making‘ (Partizipations-Gap), Gender-Aspekten und sowie ‚Making‘ im ländlichen Raum.

Foto: pixabay.com

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